Dinosaurierfunde

Symbolbild für die Dinosauerierfunde - eine Informationstafel und zwei Kinder davorStruthiosaurus-Austriacus

Österreichweit ist Muthmannsdorf die einzige bedeutende Dinosaurier-Fundstätte.
(Schautafeln und Schaukästen in Muthmannsdorf am Hauptplatz, in Winzendorf im Gemeindeamt zu den Öffnungszeiten)

Objektbestand: Reste des "Struthiosaurus Austriacus";
Versteinerungen aus der Gosauschicht (Muscheln, Schnecken, Korallen etc.)

Sammlungsgeschichte:
1859 untersuchten der Geologe Ferdinand Stolicka und der Paläontologe Eduard Suess das Kohlenbergwerk "Gute Hoffnung". Nach dem Fund eines Reptilienzahnes stieß man auf Österreichs einzigen Saurier, den "Struthiosaurus Austriacus". Abgüsse der Funde werden seit 1994 in einem Schaukasten in Muthmannsdorf und im Gemeindeamt Winzendorf präsentiert.


Ausflugsempfehlung: Wanderweg zur Fundstelle, Kirche Muthmannsdorf, Westernwelt Winzendorf, Ruine Starhemberg, Einhornhöhle, Naturpark Hohe Wand.

Prähistorische Wanderkarten sind am Gemeindeamt erhältlich.

Die Flugsaurier aus Muthmannsdorf, Pflanzen- und Tierfossilien aus dem Erdmittelalter Mesozoikum sind im Saal 8 des Naturhistorischen Museums in Wien untergebracht, der am 20. Februar 2000, nach 15-jähriger Schließung, Restaurierung und völliger Neuaufstellung wieder eröffnet wurde. Dabei nehmen Fundstücke aus Niederösterreich einen ganz besonderen Stellenwert ein. Besonders eindrucksvoll sind drei Flugsaurier, die im Raum zu schweben scheinen. Sie sind Rekonstruktionen nach Resten von Sauriern, die im 19. Jahrhundert in Muthmannsdorf gefunden wurden. Von niederösterreichischen Fundstätten stammen auch Ammoniten (ausgestorbene Verwandte der Tintenfische), Bechermuscheln und Korallen. Die Funde in diesem Saal weisen ein Alter von rund 80 Millionen Jahren auf.

Verspätete Sensation:

Vor hundert Millionen Jahren ist Mitteleuropa in Bewegung, unmerklich zwar, aber von großer Bedeutung: Die Afrikanische Platte drängt mit unvorstellbarer Kraft nach Norden, und drückt die Europäische Platte- sie ist der westliche Ausläufer der riesigen Euroasiatischen- nach Norden, die Alpen falten sich auf, wie wenn man ein Tischtuch gegen ein Hindernis zusammenschiebt.Ein Fund Während dieses Vorgangs gleiten die mächtigen Gesteinspakete der Urkalkalpen nordwärts und ein Meer kehrt- wie so oft in der europäischen Erdgeschichte- nach kurzer Verlandungsphase wieder zurück. Die Geologen nennen es das "Gosaumeer", nach dem österreichischen Ort Gosau. Während der Wanderung des nördlichen Teiles der Urkalkalpen zerbrechen ihre mächtigen Sedimentpakete zu relativ kleinen Schollen. Einige bleiben stabil, andere sinken ab und werden vom vordringenden Gosaumeer überflutet. In dieses sogenannte Gosaubecken lagern Flüsse und Meeresströmungen Geröll und feines Sediment in beträchtlichen Mengen ab. Der Zuwachs beträgt durchschnittlich in 100 Jahren einen Zentimeter. Das scheint wenig, doch die Erdgeschichte rechnet nicht in hundert Jahren, sondern in mindestens zehntausend. Die Anscheinend geringe Menge genügt jedenfalls, um das Gosaubecken seicht zu halten, denn trotz des sinkenden Beckenbodens, gleichen die zugeführten Sedimente die Eintiefungen wieder aus. Bei diesen lang anhaltend stabilen Umweltbedingungen entwickeln sich viele Meerestierarten; von den Korallen sind es allein rund 360 verschiedene Arten. Im schlammig trüben Wasser können die lichtabhängigen Tierchen jedoch keine Riffe bilden. Dafür gedeihen Schnecken, Nerineen, Flügel und Turmschnecken. Manche werden bis 13 cm groß. Auch Muscheln, hauptsächlich von Rudisten vertreten, gedeihen in den tropischen Gewässern prächtig, gegen Ende der Kreidezeit, vor 65 Millionen Jahren, sterben sie aber aus unerklärlichen Gründen aus. Rudisten sind von ungewöhnlicher, kuhhornähnlicher Gestalt. Das eine, spitzere Ende sitzt am Boden fest, das andere, breitere bewegt eine Art Deckel auf und ab und fächert Nahrung zu. Eine Gruppe der Rudisten zeichnet sich durch eine besondere Vielgestaltigkeit aus, die Hippuristen. Sie leben sowohl einzeln auf dem schlammigen Meeresboden als auch in Gesellschaft und bilden Riffe und Bänke. Die besonders geschützten Hippuritnriffe von Grünbach, sie entstanden in 20 m Meerestiefe, sind in geologischen Fachkreisen ein Begriff und Ziel von Exkursionen. Im Lauf von Jahrmillionen verliert das Gosaumeer durch den ständigen Zufluss von Süßwasser seinen Salzgehalt. Vor allem in Küstennähe, wo Flüsse und Bäche Süßwasser einspeisen, wird das Meer zunehmend brackig. Schwebefracht aus feinem Sandstein und Mikroorganismen sinkt zu Boden und bietet den  Actaeonellen-Schnecken einen idealen Lebensraum. Zu ihnen gesellen sich die turmförmigen Nerineen und die dickbauchigen Trochactaeen. Allgemein gesehen sind es jedoch nur wenige Arten, die das Gosaubecken von Grünbach und der Neuen Welt beleben, dafür aber gedeihen sie im seichten, tropisch warmen Meerwasser massenhaft, wie das "Schneckengartl" von Dreistetten beweist. Das Ende der Kreidezeit bringt auch ihr Ende, sie sterben aus. Mitunter regressieren Meeresarme, mit anderen Worten, sie ziehen sich zurück und hinterlassen Sümpfe und Moore. Wiederansteigende Fluten bedecken diese und ersticken sie unter einer dicken Sentiment Schicht. Unter vollständigem Luftabschluss entsteht aus der ehemaligen Vegetation entlang der südlichen und östlichen Hohen Wand hochwertige Steinkohle. Am Ende des Verrottungs- besser Verkohlungsprozesses und am Beginn der Nutzung beträgt ihr Heizwert beachtliche 5.500 bis 6.800 Kalorien. Zehn Kohlenflöze mit einer Mächtigkeit von bis zu 2,5 m enthalten die Schifertone des Grünbacher Kohlenreviers. Entstanden sind sie vor etwa 65 Millionen Jahren aus dichten Farn-, Nadel- und Palmenwäldern und dem zum ersten Mal auftretenden bedecktsamige Pflanzen (Angiospermen), Seerose und Schraubenbaum. Auf der Suche nach Kohle stoßen die Geologen auch auf faunistische Relikte. 1859 entdeckt der Bergverwalter Pawlowitsch in einem Förderstollen westlich von Muthmannsdorf die Reste eines Megalosaurus, eine Schildkrötenpanzers, Knochenteile von Krokodilen, eine Dinosauriers und eines Flugsauriers.

Bild von StruthiErst 1871 legte der Paläontologe Emanuel Bunzel seine Erkenntnisse in den Abhandlungen der k.k. Geologischen Reichsanstalt in einem 20 Seiten langen Aufsatz nieder. Es kann, so meinte er: "Wohl keinem Zweifel unterliegen, dass wir es im vorliegenden Falle mit einer exklusiven Land- und Sumpfreptilfauna zu tun haben". Über den "Struthi", wie die Muthmannsdorfer Bevölkerung heute liebevoll ihren "Dino", der ihren Ort weltberühmt gemacht hat, nennt, schreibt Bunzel: "Von hohem Interesse ist daher, nicht nur das Zusammenvorkommen so mannigfacher Formen in einer einzigen Lokalität", sondern auch der Umstand, dass diese Dinosaurierreste die ersten sind, welche bisher in der österreichischen Monarchie, ja sogar in ganz Europa in so hohen Kreideschichten angetroffen wurden. Bunzel kann sich einen Seitenhieb auf die behäbige Forschungspraxis österreichischer Hochschulinstitute nicht verkneifen. In seiner Schlussbemerkung sagt er: "Mir war es nur zu tun, die wissenschaftliche Welt auf dieses höchst interessante Material, welches jahrelang unerkannt und unbenützt im hiesigen k.k Universitätsmuseum lag, aufmerksam zu machen." Zwischen der Entdeckung und der wissenschaftlichen Erfassung des Sensationsfundes sind 12 Jahre vergangen. Heute nennt die aktuelle US-Amerikanische Fachliteratur den Struthiosaurus Austriacus, eine Art, die bislang nur in Österreich, Frankreich, Ungarn und Rumänien entdeckt wurde.